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Strahlfäulnis - Entstehung, Behandlung, Prävention

Was ist Strahlfäulnis

Strahlfäulnis/Strahlfäule umschreibt die Zersetzung des Strahlhorns durch Fäulnisbakterien sowie Sekundärerreger, bspw. Pilze und Eitererreger.

Dem Pferdebesitzer fällt ein Strahlfäulnisbefall meist vor allem durch den fauligen Geruch, schwarze, schmierige Beläge in den Strahlfurchen, einen auffällig weichen, zerklüfteten, „ löchrigen“ Strahl mit zahlreichen losen Fetzen, möglicherweise tiefen Taschen und/oder eine sehr tiefe mittlere Strahlfurche auf. Oft reagieren betroffene Pferde beim Hufe Auskratzen empfindlich. Eine tiefe Strahlfäulnis kann sogar (eine meist unterschätzte) Ursache von Lahmheit sein.

Wie entsteht Strahlfäulnis

Ursächlich für die Entstehung von Strahlfäulnis ist der Befall des Horns mit Fäulnisbakterien. Diese kommen überall in der Natur vor. Außerdem sind sie natürliche Darmbewohner des Pferdes und werden mit jeder Kotabgabe großzügig ausgeschieden. Fäulnisbakterien leben und vermehren sich überwiegend unter Luftabschluss (anaerob). Ein feuchtwarmes Milieu, wie es häufig in der Boxenhaltung vorzufinden ist, begünstigt ihre schnelle Vermehrung. Aber auch Paddocks und Koppeln sind nie vollkommen frei von Fäulniserregern. Gelangt nun Mist an den Huf, setzen sich die Bakterien in kleinste Risse im Horn, wo sie optimale Lebensbedingungen vorfinden. Sie ernähren sich vom Horn und scheiden eine schwarze, schmierige Masse aus, die einen üblen Geruch verbreitet.

Hygiene und Hufpflege

Seltenes Säubern der Hufe (luftdichter Abschluss des Hufes durch Erde oder Mist) und unregelmäßige Hufbearbeitung (Risse und Taschen im Strahlhorn sollten regelmäßig entfernt werden) fördern die Bedingungen für einen Fäulnisbefall.

Hufform

Steile, enge Hufe mit tiefen Strahlfurchen halten Verunreinigungen im Huf eher fest als flache, offene Hufe, aus denen Mist und Dreck nahezu selbstständig hinausgleiten können. Pferde mit einer steileren Hufform sind daher meist schneller und intensiver von Strahlfäule betroffen.

Folgen von Strahlfäulnis

Wird nichts gegen die Fäulnisprozesse unternommen, kann es bis zur völligen Zersetzung des Strahlhorns kommen. Der derart geschwächte Strahlkörper kann seine wichtigen Aufgaben der Stoßdämpfung und des Mittragens des Pferdegewichtes dann nicht mehr wahrnehmen. Eine tiefreichende Strahlfäulnis führt häufig zu einer Lederhautentzündung, welche so unangenehm und schmerzhaft für das Pferd sein kann, dass es zur Lahmheit kommt. Da die Strahllederhaut direkt mit der Ballenlederhaut verbunden ist, welche wiederum in die Saumlederhaut übergeht, kann es letztendlich zu weitreichenden Entzündungsprozessen mit einhergehenden Hornveränderungen kommen.

Eine chronische Entzündung der Lederhaut ist der häufigste Auslöser für Strahl-/Hufkrebs!

Erfolgreiche und schonende Behandlung

Von Fäulnis besetzte Bereiche müssen vorsichtig und sorgfältig von einem erfahrenen Hufbearbeiter freigeschnitten werden. Da die meisten Fäulnisbakterien bei Kontakt mit Sauerstoff sofort absterben, ist diese Maßnahme unerlässlich, um eine schnelle und anhaltende Heilung zu erzielen. Eine tiefe mittlere Strahlfurche muss vorsichtig gereinigt werden. Ein Streifen Mull kann dafür sanft mit einem Holzspatel in die Furche eingebracht und wiederholt durch diese hindurch gezogen werden, bis kein Dreck mehr an ihr hängen bleibt. Das Stopfen mit einem frischen Stück Mull oder Schafwolle verhindert das erneute Eindringen von Mist. Die dadurch entstehende Kompression auf die Strahllederhaut fördert außerdem das Hornwachstum. Milde, heilungsfördernde und keimwidrige Mittel können zusätzlich verwendet werden.

Früherkennung und Prävention

Schon die ersten Anzeichen eines Strahlfäulnisbefalls - wie ein modriger Geruch oder kleinere Risse, Taschen und Fransen am Strahl - sollten ernst genommen und bearbeitet/behandelt werden, um ein weiteres Voranschreiten des Befalls zu vermeiden. Möglichst hygienische Stallbedingungen, wie tägliches Misten und Absammeln von Paddocks, hilft den Keimdruck zu reduzieren. Tägliche Hufpflege, wie auch eine regelmäßige professionelle Hufbearbeitung reduzieren die Wahrscheinlichkeit eines Befalls mit Fäulnisbakterien oder dämmen diesen zumindest ein.

Bitte nicht!

Ein Fäulnisproblem am Huf darf auf keinen Fall mit Jodoformäther oder Kupfersulfat/Kupfervitriol behandelt werden. Beide Mittel sind gesundheits- und umweltschädlich und führen zu einer zu starken Austrocknung des Strahlhornes. Es kommt in der Folge zu Mikrorissen im Horn, welche wiederum einen perfekten Lebensraum für neue Fäulniskeime bieten. Das Strahlhorn wirkt nach der Behandlung äußerlich zwar abgetrocknet, in der Tiefe setzen sich die Fäulnisprozesse jedoch fort.

Auch vom Versiegeln des Hufes mit Huf- oder Holzteer ist abzuraten. Dieser schließt die Bakterien erst recht luftdicht ab und befördert somit ein explosives Wachstum.

Das Ausbrennen von Strahlfäulnis mit einem glühenden Hufeisen sollte allein schon, weil es völlig unnötig ist, aber nicht zuletzt aufgrund der hohen Verletzungsgefahr (irreversible Verbrennungen der Strahllederhaut) endgültig der Vergangenheit angehören.